@sciifyer - Random Babe



Random Babe zeigt eine endlose Reihe von sich langsam auf dem Monitor aufbauenden Frauentorsi in Frontalansicht. Diese Arbeit unterscheidet sich von den anderen durch das Moment der Bewegung des sich immer weiter, wieder und wieder verändernden Bildes und der Helldunkelwerte, die den einzelnen Buchstaben zugeteilt werden. Auf diese Weise erhalten die Abbildungen eine prozesshaft stärker werdende räumliche Tiefe und eine Detailschärfe, die über das Maß der üblichen ASCII Darstellungen hinausgeht. (@sciifyer erreicht diese Effekte durch die Verwendung eines Javaapplets.) Der schwarze Hintergrund, in dem sich die Bilder einladen, liegt wie in einem Passepartout auf der Webseite, so dass trotz der steten Transformation des Motivs sich unweigerlich Vergleiche mit der Photographie bzw. Malerei aufdrängen.
Der schwarze Hintergrund und die grüne Farbe der Buchstaben verweisen auf das erste Computerinterface und den Anfang des Netzes. Zu dieser Zeit existierte kein WWW und die Kommunikation und das Austauschen von ASCII Bildern war deshalb oft die einzige Möglichkeit, Bilder im Text basierten Medium zu erzeugen und zu versenden. Heute besteht weder die Notwendigkeit, Bilder als ASCII Zeichnung zu verschicken, noch existierte damals die Programmiersprache Java, so dass diese Entscheidung als ein bewusster Rückgriff, als eine ästhetische Entscheidung begriffen werden kann. Grüne Schrift auf schwarzem Hintergrund kann heute als Metapher für den Computer gedeutet werden. Wie im Untertitel der Arbeit erwähnt, bezieht sie sich auch auf den Hollywood Erfolg ?Matrix?, in dem diese Metapher wieder gebraucht und Millionen von Kinobesuchern ins Bewusstsein gebrannt wurde. Auf diese Weise erhalten die Bilder trotz ihrer modernen Technik eine Aura, Patina, die in vergangene Zeiten verrückt.
Das Zeitfenster, in dem das Halbportrait sich aufbaut, wirkt unabhängig von der Bandbreite gedehnt, quälend langsam. (Hätten die damaligen ASCII Bilder eine Art Interlace Effekt besessen, so würde wahrscheinlich der gleiche Eindruck entstanden sein.) Es scheint, als bilde, zeichne @sciifyer in einer Analogie zu einem Ladevorgang den Prozess von Senden und Empfangen nach. Die Motive selbst sind so indifferent, dass sie so schön, kitschig, wie sie ausgewählt wurden, in ihrer Wirkung eher gespenstisch erscheinen und wie hinter der Matscheibe als Datenatavare hervorluken und somit eher Distanz als angenehmes Wohlgefallen erzeugen. So erreicht @sciifyer vielleicht auch ohne es beabsichtigt zu haben eine künstlerische Wirkung, die über andere herkömmliche ASCIIprn Darstellungen hinaus geht und eher an die Passfotoreihe von T. Ruff erinnert als an www.xxxxxxx.com.
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