jodi.org - %20Location



%20Location ist eine der frühen Arbeiten des belgisch - niederländischen Künstlerduos Joan Heemskerk und Dirk Paesmans. Das chaotische Moment, die überraschende Form und das scheinbar Unpopuläre und Abweisende ihrer Bildsprache erregte die Aufmerksamkeit der Netzgemeinde. Die Rezeptionen ihrer Werke reichten von Virenwarnungen bis zu Illuminaten - Verschwörungstheorien. Als erstes machte Caroline Jäckel (1997) darauf aufmerksam, dass es sich hier um eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Code und Oberfläche handelt. In den Webseiten von %20Location drehen sich die Verhältnisse um: Die Bilder, die man gewöhnlich auf der Oberfläche erwartet, befinden sich diesmal im Sourcecode. Sie stammen alle aus unterschiedlichen ASCII Art Sammlungen. Die Präsentation verwandelt sie in ein unlesbares Buchtstabengewirr, deren Bildcharakter nicht mehr aus einer Abbildungsfunktion heraus zu erklären ist. Durch die interne Struktur ihrer Arbeit reflektieren jodi.org auf einer Metaebene über ASCII Art.
Das Projekt umfasst insgesamt 24 Seiten, wobei die einzelnen Seiten jeweils einen Buchstaben des Alphabets als Dateinamen tragen. Der Buchstabe i  steht für Index.html als Erster in der Reihe der automatischen Refreshs. Die Reihenfolge der Refreshs ergibt sich durch die Anordnung der Buchstaben auf der Computertastatur, mit i beginnend durchlaufen die Seiten diese Buchstabenfolge in einer endlosen Reihe, wobei der Buchstabe i selbst nicht mehr angezeigt werden kann, da er für die Index Datei steht. Der Titel %20Location beschreibt das Leerzeichen mit der Computersystem Umschrift %20. Genau dieses Leerzeichen fehlt im Sourcecode, um die Asciibilder auch auf der Seitenoberfläche korrekt anzuzeigen. Ohne den HTML - Tag &nbsp; oder <pre> reihen sich die verwendeten Zeichen unterschiedslos aneinander und ergeben diese scheinbar ungeordnete Reihe im Browser.
Aufgrund der beschriebenen Binnenstruktur werden die abbildende Darstellung und deren Bedeutung verweigert. Stattdessen wird das Material selbst und dessen eigene Ästhetik thematisiert. Dabei wird nicht nur der User verunsichert, sondern auch das nicht mehr kritisch hinterfragte Verhältnis zum Interface gebrochen und zur Diskussion gestellt.
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